Der letzte Applaus – Ein Leben für den Tango

Die Dokumentation „Der letzte Applaus – Ein Leben für den Tango“ erzählt die Geschichte vom El Chino, das zu den kleinen Schätzen der argentinischen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts gehört und sich in einer kleinen Seitenstraße in Buenos Aires befindet. Über Jahrzehnte haben sich dort die mittlerweile in die Jahre gekommenen Freunde und Musiker getroffen, zusammen musiziert, gelacht und geliebt.

Der letzte Applaus (OmU)
  • Kral, German (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung

Das plötzliche Ende der Bar im Jahr 1999 bedeutete für sie nicht nur der Verlust ihres Arbeitsplatzes und des Lebensunterhaltes sondern gleichzeitig das Ende einer ganzen Era. Auf diese folgte bald darauf der zweite große Einschnitt im Leben der Musiker: die Wirtschaftskrise, die bereits 1998 begann und weite Teile der argentinischen Bevölkerung in Armut und Arbeitslosigkeit stürzte.

Doch der Tango lebt, trotz oder gerade aufgrund der bewegenden Geschichte Argentiniens weiter – sowohl für die Protagonisten als auch in Gestalt einer neuen Generation an Musikern und Künstlern. Und diese planen, die alten Freunde in einem „letzten Tango“ noch einmal gemeinsam auf die Bühne zu bringen und ihnen damit gleichzeitig ein Denkmal zu setzen.

Drehorte, Regie und Besetzung von „Der letzte Applaus – Ein Leben für den Tango“

Gedreht wurde „Der letzte Applaus“ in Buenos Aires unter Regie des argentinischen Dokumentarfilmers German Kral (Música Cubana), der zusammen mit Wolfgang Latteyer (Flugversuche, Warum ich hier bin) ebenfalls produzierte. Interviewt und porträtiert werden unter anderem die Sängerin Cristina de los Angeles, Omar Garre, Abel Frias, Jorge Garcia, Ines Arce, Julio Cesar Fernan sowie weitere Protagonisten des El Chinos. Als akkustische Untermalung werden sowohl Originalstücke der Sänger gespielt, als auch einzelne Werke berühmter Tangosänger Argentiniens.

Handlung vom Film „Der letzte Applaus“

„Der Tango macht mit uns, was er will, treibt uns herum und auseinander und dann wieder zusammen“, so der berühmte argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges. Als eine der berühmtesten Tangokneipen der Welt hat sich im El Chino, versteckt in einer unscheinbaren Seitengasse in Buenos Aires, über 4 Jahrzehnte lang Abend für Abend ein kleines Stück Kulturgeschichte ereignet. Doch nach dem plötzlichen und mysteriösen Tod des Besitzers der Bar, wurde diese von seiner Witwe und deren neuen Lebensgefährten bereits kurze Zeit später für immer geschlossen.

Die El Chino war der Dreh- und Angelpunkt zahlreicher legendären Personen der argentinischen Tangoszene, die hier regelmäßig ein und ausgingen und mit dem Tango ihren Lebensunterhalt verdienten: Musiker, Tänzer und Sänger wie Cristina de los Angeles, die als junges Mädchen nach Buenos Aires zog und dort bald zu einer der gefragtesten Sängerinnen der dortigen Tangoszene avancierte. Was geschah nun mit jenen Personen, nach Ende jener Era und wie fanden diese sich zurecht in ihrem neuen Leben jenseits des El Chinos?

Der alltägliche Kampf

Der Dokumentarfilmer German Kral begibt sich im Film „Der letzte Applaus – Ein Leben für den Tango“ auf die historischen Spuren des Tangos, in dem sich wie in wohl keinem anderen die Leidenschaft ausdrückt und der dabei doch so vieles mehr ist, als nur ein Tanz: Ein Lebensgefühl, in dem sich neben zwischenmenschlichen Dramen auch die gesellschaftlichen Verhältnisse und Umstände ausdrücken können. Gesungen wird also nicht nur von der Liebe zwischen Mann und Frau, sondern auch von den alltäglichen Kämpfen gewöhnlicher Menschen, die sich in den oftmals melancholischen Klängen und den Songtexten ausdrücken.

Begleitet werden die Protagonisten des El Chinos dabei über mehrere Jahre im Alltag samt dem alltäglichen Kampf ums Überleben in der Welt jenseits des Tangos. Immer mit im Fokus: die persönlichen Schicksalsschläge der Protagonisten im Kontext der sozialen und ökonomischen Umstände Argentiniens. Allen voran die bis dato größte Wirtschaftskrise des Landes, die von 1998-2002 anhielt und dabei tausenden die existenzielle Grundlage entriss.

All die Jahre und all den Umständen zum Trotz haben die gealterten Freunde jedoch nur einen Traum: noch einmal das alte Gefühl aufleben zu lassen und ein letztes Mal gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Mit Hilfe der nächsten Generation an Tangomusikern, dem Orquesta Tipica Imperial soll dies nun Wirklichkeit werden. In einem gemeinsamen Konzert soll dabei nicht nur das El Chino noch einmal aufleben, sondern auch Tribut an die Personen gezollt werden, die zur Legendenbildung beitrugen und auf ihre alten Tage noch einmal das Gefühl von damals gemeinsam erleben dürfen.

Filmkritik von „Der letzte Applaus – Ein Leben für den Tango“

Eins wird während der rund 90 Minuten Hommage an den Tango deutlich: In seinen Hallen, oder besser, den jetzigen Ruinen des El Chinos, haben sich Geschichten zugetragen die so dramatisch und leidenschaftlich waren wie der Tango selbst. Mit zahlreichen Zeitzeugenberichten, Bildern und Tonaufnahmen ist „Der letzte Applaus – Ein Leben für den Tango“ eine bittersüße Hommage an einen bittersüßen Tanz, aber auch ein Portrait von den vielen unterschiedlichen und faszinierenden Personen, die ihn über die Jahrzehnte hinweg jede Nacht von neuem haben aufleben lassen.

„Der Letzte Applaus“ ist dabei nicht nur für Freunde des Tangos sehenswert, sondern für alle, die ein Stück Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts erleben wollen. Denn deutlich wird auch, dass der Tango nicht nur ein mysteriöser, sinnlicher Tanz zwischen zwei Menschen darstellt, sondern immer auch im Zusammenhang der sozialen, als auch ökonomischen Kämpfe der jüngeren südamerikanischen Geschichte als kontextueller Hintergrund betrachtet werden muss.

Klar wird also auch seine sozial-politische Kulisse, vor der die Protagonisten tanzen und singen, die gleichzeitig aber über die Leiden Einzelner hinausgeht, was hier von Filmemacher Kral ebenfalls die nötige Aufmerksamkeit erhält.

Letzte Aktualisierung am 28.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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